Döbeln damals | Industriegeschichte der Stadt Döbeln
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In dieser Rubrik ist die interessante Geschichte der Industrie, des Handwerks und des Handels der Stadt Döbeln  ausführlich dargestellt. Die  einzelnen Wirtschaftszweige erreichen  Sie  über die linke Navigationsleiste

 Anfänge der Industrialisierung von Döbeln - zeitgeschichtlicher Abriß aus dem Jahre 1875

Zu den wichtigsten Fabrikstädten Sachsens und im Besonderen des Erzgebirges, zählt auch Döbeln, in dem Kreisdirektionsbezirke Leipzig, wo es nach Leipzig an Größe die zweite Stadt und auch die schönste ist. Döbeln liegt am Fuße des Erzgebirges in einem reizenden Thalkessel, die innere Stadt auf einer von den Armen der Mulde gebildeten Insel, und es ist von Leipzig 14, von Dresden 12 und von Riesa 7 Stunden entfernt. In der Entfernung von einer halben Stunde liegt das Dorf Groß-Bauchlitz mit dem Bahnhofe der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, welche für Döbeln eine unentbehrliche Lebensader genannt werden muß. – Außerdem besitzt Döbeln noch Chausseeverbindung nach verschiedenen Richtungen, und nur vorteilhaft dürfte für die Stadt und ihren Verkehr sein, wenn das zur Sprache gebrachte Projekt einer Eisenbahn von Meißen nach Lommatzsch und deren Fortführung bis Döbeln zum Anschluß an die Chemnitz-Riesaer Bahn zur Ausführung käme.
Die Stadt hat jetzt nahe an 7500 Einwohner. 1697 betrug die Einwohnerzahl nur 1700; 1795 hatte Döbeln 3244, 1806 4200, 1815 5100, 1828 5200, 1843 6070, 1849 7158 und 1856 7218 Bewohner. Dieser Menschenvermehrung entsprechend, hat die Stadt auch ihre Vorstädte mehr und mehr ausgedehnt
Döbeln ist sehr alt und man kennt das Jahr seiner Erhebnung zur Stadt nicht, nur so viel steht fest, daß die Sorbenwenden,  welche einst diesen Gau bewohnten, die ersten Erbauer der Stadt sind, wie denn auch der Name, sonst Dobelyn, Dibelen, Döbelin geschrieben, auf wendischen Ursprungs deutet, doch ohne daß man bis jetzt über dessen Bedeutung einig geworden wäre, denn während einige auf dobry, gut, denken und die Deutung „gutes Land“ geben, nehmen Andere wieder die Ableitung auf dub, die Eiche, an.
Döbeln hatte in dem Laufe der Jahrhunderte  mannichfache Drangsale zu erdulden – So war es schon zu Zeiten des Mittelalters, wo erst die Herren von Donyn und dann die meißnischen Markgrafen die Besitzer der Stadt waren, und wo 1292 die Stadt nebst Schloß von den Böhmen gänzlich niedergebrannt wurden. Ebenso sank sie 1333 vollständig in Asche und im Jahre 1429 übten die Hussiten hier ein graußiges Mordbrennerhandwerk. Ein gleiches Schicksal hatte die Stadt in dem Bruderkriege.
Neben dem feuer, das oft in mehr oder minder großer Ausdehnung hier wüthete, grassierte auch die Pest, so von 1584 bis 86, von 1612 und 13, wo in dem ersten Jahre allein 1129 Personen erlagen. Der dreißigjährige Krieg brachte ebenfalls viele Leiden über die Stadt, 1634 wurde sie von den kaiserlichen Oberst Schönnickel, einem geborenen Chemnitzer, auf das grausamste ausgeplündert, und im Jahre 1637 wiederfuhr ihr dasselbe Schicksal durch die Schweden unter General Banner, wo auch ein Theil der Stadt den Flammen zum Opfer fiel, Dann brach 1730 eine furchtbare Feuersbrunst aus, welche 260 Häuser in Asche legte
Der siebenjährige Krieg brachte für Döbelns Einwohner viele Sorgen mit sich, denn nicht nur, daß es eine Menge Lieferungen zu leisten hatte, und fast beständig Einquartierungen innerhalb seiner Mauern lagen, sondern es trafen auch in seiner Nähe oft preußische und österreichische Krieger aufeinander, und einige Male geschah es sogar, daß beide Parteien von den umliegenden Höhen sich über die Stadt hinweg mit Kanonen beschossen; 1762 schlug bei Döbeln der Prinz Heinrich von Preußen den österreichischen Feldmarschall Serbelloni.
Auch die französischen Kriege brachten der Stadt große Lasten, namentlich 1813, wo sie durch beständige Durchmärsche und Einquartierungen bald der Franzosen, bald der Verbündeten viel zu leiden hatte. Es wurden von beiden Parteien große Ansprüche gemacht, Brandschatzungen erhoben, Lieferungen ausgeschrieben und so nach und nach die Stadt in allen ihren Hilfsquellen gänzlich erschöpft. – Und kaum war die Ruhe gesichert, da brachen wieder verheerende Brände in den Vorstädten aus, so 1816, 1818, 1819, 1820 u.s.w.
Auf solche Weise oft der gänzlichen Verarmung nahe gebracht, erhob sich die Stadt durch die Thätigkeit ihrer Bewohner wieder zu neuer Blüthe und arbeitete sich zu dem Range einer bedeutenden Fabrikstadt empor. Schon früh hatten sich Döbeln Einwohner mit verschiedenen Industriezweigen beschäftigt, obwohl der fruchtbare Boden der Umgegend sie vorzugsweise auf Landwirtschaft hinzuweisen schien, fand doch hier zu Zeiten ein wahrer Überfluß von Getreide Statt, z.B. 1489 und 99 wo für ein Scheffel Korn der höchste Preis sechs alte Groschen war. Butterhandel war lange Zeit einer der besseren Nahrungszweige der Einwohner.
Allein auch andere städtische Gewerbe blühten hier, hauptsächlich Tuchmacherei. Leinweberei, und Bierbrauerei. 1697 befanden sich hier 129 Wollenweber und 29 Leinweber; gebraut wurden in jener Zeit jährlich 1300 Faß Bier. Später kamen zu diesen Erwerbzweigen noch die Strumpfwirkerei und die Fabrikation von Hüten dazu. Dieser letztere Industriezweig gewann einen überraschend großen Aufschwung und die „Döbelner Hüte“  erfreuten sich eines so großen und weit verbreiteten Rufes, daß sie sogar in einem lateinischen Gedichte besungen wurden, welches gedruckt jetzt noch in einzelnen Exemplaren vorhanden ist. – Absatzwege für die Fabrikate waren hauptsächlich zu Leipzig, Naumburg, Magdeburg, Braunschweig, Breslau u.s.w., wo die Döbelner mit ihren weltbekannten Waaren so wenig fehlten als auf den Märkten Sachsens. In dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts gingen durchschnittlich das Jahr zweitausend Stück Tuch auf die Messen, und 1727 war die Zahl der Wollenweber auf 212 gestiegen.
In dem Jahre 1788 wurden in Döbeln gefertigt: 2655 Stücke Tuch und Tüffel, 29 Stück Flanell, 63 Dutzend wollene Strümpfe, 3196 Hüte, 10 Stück rohe Kattune, 59 Stück Barchent und 181 Schock Leinwand. – In den Jahren 1804 bis 1806 wurden geliefert: 650 Stück Leinwand, 5000 Stück Barchent, 1500 Dutzend Paar baumwollene Strümpfe und Handschuhe, 1700 Dutzend Paar schafwollene Strümpfe, 10400 Stück Hüte. 4000 Stück Tuch, Tüffel und Flanell.
Diese Produktion galt für  die damaligen Verhältnisse sehr bedeutend, man vergleiche aber damit, was heute durch Hilfe der Maschinenarbeit geliefert wird, um den Abstand zwischen Industrie von Sonst und Jetzt recht deutlich zu erkennen. Jetzt sind hier eine Anzahl zum Theil sehr großartig eingerichtete Tuchfabriken, die größentheils zugleich mit Spinnereien verbunden sind und bald mit Dampf- bald durch Wasserkraft betrieben werden. – Ebenso existiren hier Cigarrenfabriken, eine großartige Faßfabrik, und viele bedeutende Gerbereien u.s.w
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